Vaterland von Robert Harris

Originaltitel: 
Fatherland
Verlag: 
Heyne
Erscheinungsjahr: 
1992
ISBN: 
978-3453072053
Seiten: 
378

Kriminalkommissar Xaver März wird zu einem Tatort gerufen. In der Havel ist ein Mann ertrunken, vieles deutet auf Selbstmord hin. Doch März hat Zweifel. Diese werden bestärkt, als sich herausstellt, dass der Tote einst ein hoher politischer Funktionär war und der Geheimdienst den Fall übernimmt. März hält sich nicht an die Anweisung, den Fall aufzugeben, sondern recherchiert auf eigene Faust weiter und kommt einer großen Verschwörung auf die Spur.

Was sich wie ein ganz gewöhnlicher Kriminalplot liest, ist alles andere als das. Das ungewöhnliche an diesem Krimi ist das Setting. Der Roman spielt im Dritten Reich – im Jahr 1964! Deutschland gehört zu den Gewinnern des Zweiten Weltkrieges und teilt sich die Vorherrschaft in der Welt mit den USA. Unter diesen Umständen hat es März natürlich doppelt schwer. Das Leben für einen kritischen Kommissar in einem totalitären Staat ist nicht leicht und mit der Gestapo hat er sich auch nicht gerade einen kleinen Feind ausgesucht.

Die besondere Kulisse macht aus dem soliden Kriminalroman “Vaterland” eine mehr als nur unterhaltsame Lektüre. Die Frage “Wie wäre die Geschichte verlaufen, wenn...?” regt den Leser immer wieder zum Nachdenken an. Natürlich kann niemand sagen, wie ein siegreiches Deutschland 1964 ausgesehen hätte (und wir sind alle froh, dass wir das nicht wissen), aber Harris entwirft zumindest ein recht glaubhaftes Szenario. Eingestreute (leider wahre) Geschichten von Verfolgung, Folter und Vernichtung schaffen eine beklemmende, bedrohliche Atmosphäre. Der Fall an sich ist sehr spannend. Stück für Stück werden neue Details der Verschwörung bekannt. Von der Auflösung derselben war ich leider ein bisschen enttäuscht, ich hatte etwas weniger Offensichtliches erwartet...

Xaver März ist durch seine sehr kritische Grundeinstellung zum Nationalsozialismus und der Partei eine gute Identifikationsfigur für heutige Leser. Es wäre aber vielleicht noch spannender gewesen, zu verfolgen, wie ein überzeugter NS-Mitläufer durch die Entdeckungen während der Ermittlungen ins Wanken gerät.

“Vaterland” ist ein spannender, gekonnt konstruierter Krimi, der durch seinen ungewöhnlichen Hintergrund überzeugt, sein Potenzial jedoch nicht voll ausschöpfen kann.

Mein Fazit:

Ich freue mich immer über Fragen und Kommentare! (Spoiler bitte kennzeichnen)

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